Bewegungsbeobachtung und -vorstellung bei der Musizierendendystonie

Hintergrund der Studie

In dieser Studie widmen wir uns der zentralen Frage, wie es dazu kommt, dass nur ganz bestimmte Bewegungen bei der Musizierendendystonie nicht mehr richtig auszuführen sind. Dazu machen wir uns zunutze, dass bei Musizierenden zwei Phänomene generell stark ausgeprägt sind:

1) die sogenannte Spiegelneuronenaktivität: Studien zeigen, dass bei professionellen Musikerinnen und Musikern, die andere beim Spielen „ihres“ Instrumentes zusehen und/oder zuhören, eine starke Aktivierung in den Bereichen ihres Gehirns aufweisen, die dafür zuständig sind, die beobachteten Spielbewegungen selbst auszuführen;

2) eine stark ausgeprägte Fähigkeit der Bewegungsvorstellung: so wie auch professionelle Sportlerinnen und Sportler können sich professionell Musizierende das Spielen ihres Instrumentes, also die motorischen Abläufe, ganz besonders plastisch vorstellen – das liegt vermutlich daran, dass sie unglaublich viel Zeit damit verbracht haben, ihr Instrument zu üben.

Was passiert bei der Studie?

Es ist davon auszugehen, dass die Aktivierung im Gehirn, die beim Beobachten des Instrumentalspiels und bei der Vorstellung, das eigene Instrument zu spielen, bei Betroffenen mit Musizierendendystonie auch entsprechende Veränderungen aufweisen kann und uns auf diese Weise Hinweise liefert, was bei der Planung und Ausführung der betroffenen Bewegung verändert ist im Vergleich mit gesunden Musizierenden. Genau das wollen wir untersuchen. Dazu werden die Probandinnen und Probanden gebeten, sich Videos von jemandem, der ihr Instrument spielt, anzusehen und sich anschließend vorzustellen, ihr Instrument zu spielen, während sie im MRT-Scanner liegen und wir die Gehirnaktivität aufzeichnen.

Eine MRT-Messung hat hierbei den Vorteil, uns ohne Strahlenbelastung viele Informationen zu liefern.

Wer kann mitmachen?

Wir suchen für unsere Studie Pianistinnen und Pianisten mit Musizierendendystonie – das hat den Hintergrund, dass wir bei der Einschränkung auf diese Instrumentalgruppe eine hohe Vergleichbarkeit herstellen können, was bei der Auswertung von Vorteil ist.

Außerdem suchen wir gesunde Pianistinnen und Pianisten als Vergleichsgruppe.

Wer ist für die Studie verantwortlich?

Die Studie wird in Kooperation des IMMM mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) durchgeführt; Ansprechpartner*innen sind Prof. Dr. Lee, Leiter des IMMM und Dr. med. Johanna Doll-Lee aus der Neurologie der MHH (doll-lee.johanna@mh-hannover.de).

Diese Studie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Interessiert?

Für weitere Details und Fragen schreiben Sie uns gerne!

Literatur

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  • Bangert, Marc, Thomas Peschel, Gottfried Schlaug, Michael Rotte, Dieter Drescher, Hermann Hinrichs, Hans-Jochen Heinze, and Eckart Altenmüller. 2006. “Shared Networks for Auditory and Motor Processing in Professional Pianists: Evidence from fMRI Conjunction.” NeuroImage 30 (3): 917–26. doi.org/10.1016/j.neuroimage.2005.10.044.
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  • Kohler, Evelyne, Christian Keysers, M. Alessandra Umiltà, Leonardo Fogassi, Vittorio Gallese, and Giacomo Rizzolatti. 2002. “Hearing Sounds, Understanding Actions: Action Representation in Mirror Neurons.” Science 297 (5582): 846–48. doi.org/10.1126/science.1070311.
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Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
Neues Haus 1
30175 Hannover
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Zuletzt bearbeitet: 22.08.2024

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